ETVV Halbtagesausflug nach Worb (18.8.2016)

Dällebach Kari’s Lehrstelle

Quizfrage: Wie viele der 44 Eidgenössischen Turnveteranen Bern Mittelland mit Angehörigen und Freunden hatten vor dem diesjährigen Halbtagesausflug Kenntnis von all den interessanten Détails zum Dorf Worb und zur Herstellung von Bier? Kaum viele, und deshalb wussten die kompetenten Führungen durch dieses Dorf von Turnkamerad Paul Saner und vom Ehepaar Egger in der Brauerei sehr zu gefallen.

-Werner Schmidiger- Worb ist wohl wegen des „Blauen Bähnli“ und dem weltberühmten Sketch „Dr schnällscht Wäg nach Worb“ mit dem Schauspieler und Radioreporter Ernst Mischler allseits bekannt. Dass es aber in diesem 6144-Seelen-Dorf noch eine ganze Menge anderer Sehenswürdigkeiten gibt, hat uns bei unserem Halbjahresausflug Turnkamerad Paul Saner eindrücklich vor Augen geführt. Oder hat jemand gewusst, dass das altehrwürdige Berner Coiffeur-Idol Dällebach Kari seine Lehre in Worb gemacht hatte? Wir wissen jetzt, wo der Salon war. Oder kannte jemand die richtige Antwort auf Paul’s Frage, was denn die 7 in der Luft hängenden „Schüsseln“ vor dem neuen Bärensaal bedeuten? Scheinbar herrschen noch heute unterschiedliche Meinungen darüber, ob das jetzige Sternbild „Grosser Bär“ besser zum Vorplatz des modernen Gemeindesaals passe, als das geschnitzte Symbol des alten Bären in Worb.    

Älteste Badi weit und breit

Beim Standort des Hotel-Restaurant Sternen hatten wir Gelegenheit, uns vorzustellen, wie denn dieses Wirtshaus 1838 wohl ausgesehen hatte, und (frei) abgeleitet aus dem damaligen Namen darf der Schluss gezogen worden, dass hier manch einer seine Wirtshaustour jeweils abschloss…..ansonsten wohl kaum der sinnige Name „Wirtshus zum letschte Batze“ entstanden wäre. Dass es 1934 in Worb eine der ältesten Badi weitherum gab, hatte sich bis in die Stadt Bern herumgesprochen. Die Bewohner der Hauptstadt kannten nämlich damals nur das sogenannte Lorraine-Bad und zogen, vermutlich bei deutlich weniger Strassen- und/oder Bahnverkehr als heute, oft rund zehn Kilometer nach Osten, um sich abzukühlen. Bald werden die markanten Profile am grossen Parkplatz beim Sportzentrum Hofmatt durch 3 Gebäuden, 60 Wohnungen und dem „Aldi“ ersetzt. Bis 2018 soll hier die Alterssiedlung „Dreiklang“ entstehen. Dadurch gehen aber viele Parkmöglichkeiten verloren, was nicht überall zu gefallen mag. Worb hat seit 2013 und noch bis 2018 zahlreiche Knacknüsse mit Verkehrssanierungen zu knacken, damit Staus reduziert und das teilweise unzufriedene Gewerbe besänftigt werden können.
 

Bahnerschliessung – vorerst nicht willkommen

Als 1860 die ersten Bahnen in der Schweiz aufkamen, lehnte die Bevölkerung von Worb einen Bahnanschluss ab. Landschaftsschutz und finanzielle Gründe seien damals ins Feld geführt worden. Oder war es vielleicht die Angst vor möglichen, durch die Bahn verursachte Bränden, was zu dieser Zeit vielenorts Bedenken auslöste.
Die Einweihung des SBB-Bahnhofs, 1,6 km weg vom Dorfzentrum, konnte dann aber vier Jahre später mit der Erstellung der Linie Bern-Gümligen-Langnau nicht vermieden werden. 1898 dampfte die erste Bahn von Bern via Muri-Gümligen direkt ins Dorf und 1910 ist die Bahn von der VBW elektrifiziert und stetig modernisiert worden, bis zum legendären Worb-Bähnli. 1913 wurde die Linie W (Worbletal) eröffnet. 100 Jahre später, 2013, konnte „100 Jahre VBW/RBS“ gefeiert werden, und heute kann die Bevölkerung von Worb auf einen ausgezeichneten Taktfahrplan stolz sein.

Viele Bijous!

Vorbei an zahlreichen weiteren Sehenswürdigkeiten wie der „Alten Moschti“, bei der übrigens unser  Worber Turnkamerad Bernhard Lehmann 14 Jahre seiner beruflichen Laufbahn verbrachte, näherten wir uns dem zweiten Teil des Ausflugs. Bevor aber die durstigen Seelen erstmals ein Bier konsumieren konnten, wies uns Paul Saner noch auf altes und neues Worber-Gewerbe hin, hielt mit Erklärungen und Fotos bei wunderschönen, zum Teil aus dem 13. Jahrhundert (Hotel Löwen) stammenden Häusern inne und zeigte uns die schöne Kirche mit dem Erinnerungskreuz gefallener Soldaten von der Bourbaki-Armee aus dem Deutsch-Französischen Krieb 1870/71. Eindrücklich auch die 1983/84 im Chor der Kirche entdeckten und ausgegrabenen Grabplatten. 13 davon wurden restauriert, darunter auch jene von Christoph von Graffenried , dem Gründer von New Bern in north carolina. Die Platten zieren heute die Rückseite der Kirche.

„No sächs Wuche!“

Ob es eine der letzten Führungen von Max und Marianne Egger bei der Brauerei A. Egger AG gewesen ist, weiss ich nicht. Die beiden haben es sich aber nicht nehmen lassen, uns als Führungskräfte der 5. Generation fachkundig und witzig durch den heutigen Betrieb zu führen. “Nume no 6 Wuche“, antwortete Max Egger auf die Frage, wie lange er die Firma denn noch führen werde. Tatsächlich steht mit Marcel und Michael schon die 6. Generation in den „Startlöchern“ und damit wird die seit 1863 bestehende Familientradition bestehen bleiben. Hopfen und Malz ist also in der Brauerei Egger nicht verloren! Obschon jeder Mann zu wissen glaubt, aus was und wie Bier hergestellt wird, kam eventuell bei einigen von uns zum Vorschein, diese „Kunst“ doch nicht in allen Facetten gekannt zu haben. Dass reines Wasser aus eigener Quelle, sorgfältig ausgewählter Hopfen und erstklassiges Malz immer noch die einzigen Rohstoffe für die Herstellung sind, war als „Allgemeinwissen“ vermutlich bekannt. Und wie viele Millionen Liter pro Jahr gebraut und in Flaschen oder Fässern abgefüllt zu den Konsumenten gelangen, wird wohl jede Brauerei im Internet bekannt machen. Vermutlich können aber nur sehr viele wichtige Détails bei der Herstellung die hohen Qualitätsansprüche erfüllen. Und so haben wir doch eine ganze Menge interessante Neuigkeiten erfahren.
Worb war in jeder Beziehung eine Reise wert! Allen Beteiligten sei herzlich gedankt.

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