Halbtagesausflug der ETVV Bern-Mittelland nach Freiburg

"Freiburg war eine Reise wert!"

Mittwoch, 4. Mai 2022 – Halbtagesausflug der ETVV Bern-Mittelland

-Werner Schmidiger-Oh je, dachten Einige der 38 köpfigen Reisegruppe der Eidgenössischen Turnveteranen-Vereinigung Bern Mittelland, als sie in Bern den SBB-Wagen nach Freiburg bestiegen. Es begann zu regnen! Aber wenn Engel reisen, kann ja nichts schief gehen…wie bereits von Organisator Res Maurer in der Einladung in etwas anderem Zusammenhang erwähnt worden ist.
Dem aufkommenden Gewitter enteilend, konnte die geplante Führung ab dem Bahnhof praktisch schon „trocken“ in Angriff genommen werden. 26 Turnveteraninnen und Turnveteranen, zusammen mit 12 Begleitpersonen und „Chiarra“ der treuen, vierbeinigen Begleiterin, wurden von den zwei charmanten Führerinnen Bielmann und Aebischer in waschechtem „Seisler-Dialekt“ und einem roten Regenschirm mit der Aufschrift „Pärisou“ empfangen. Offenbar ein multifunktionales Gerät, soll doch der Name von „Parasol“ (Sonnenschirm) abgeleitet sein. Mit der Empfehlung „ai gugge“ ging es bereits beim ersten Halt, hoch über dem Mottabad und neben der Standseilbahn, mit der „Seislersprache“ weiter. Zur Ehrenrettung der beiden Führerinnen: Wir haben alles verstanden, was wichtig war, wussten sie uns doch sehr viele interessante und lehrreiche Détails zu erzählen.

„Abwasser-Bahn“ ohne Fahrplan

So zum Beispiel zu dieser Standseilbahn, der „Funiculaire“, die 1899, offenbar primär zur Bierfassbeförderung, eröffnet wurde und die obere mit der unteren Stadt verbindet. Die Bahn hat keinen Fahrplan und fährt einfach, wenn jemand kommt. Der hinauffahrende Wagen zieht sich jeweils mit dem Gewicht des Abwassers im Tank des herabfahrenden Wagens (Gegengewicht) die Steigung hoch. Sie ist eine der letzten Standseilbahnen Europas, die noch auf dieser Technik beruht.

Freiburg hat viel zu bieten!

Die im Jahr 1157 vom Herzog Berthold IV. von Zähringen gegründete Stadt mit ihren 200 gotischen Fassaden, 11 historischen Brunnen sowie 14(!) Brücken gilt als eine der grössten Einheiten an mittelalterlicher Architektur in Europa, so quasi ein frei zugängliches Geschichtsbuch unter freiem Himmel. Vorbei am Stadthaus und am Rathausplatz erfuhren wir die Geschichte der noch vorhandenen Säulen-Skulptur in der Strassenmitte. Sie steht symbolisch für jenen Soldaten, der mit einem Lauf von Murten nach Freiburg und einem Lindenzweig den Sieg der Eidgenossen gegen Karl den Kühnen bei der Schlacht von Murten (1476) ankündigte. Bis 1985 stand hier die sogenannte Murten-Linde. Eine, sprachlich nicht ganz nachvollziehbare Strassenbezeichnung wurde erläutert. Grand-Rue heisst dort gleichzeitig Reichengasse. Offensichtlich wollten die Verantwortlichen mit dieser bewusst anderen Übersetzung eine Verbindung zur Geschichte herstellen…..weil hier die reichen Leute wohnten! Zum Schmunzeln war der über die Hochzeits-Gasse gespannte Metallbogen mit abgebildetem Ehepaar und unterschiedlichen deutschen/französischen Texten (siehe Fotos).

Imposante Kathedrale

Im Herzen der Burgquartiers stand die gotische Kathedrale St. Nikolaus vor uns. Sie wurde zwischen 1283 und 1490 erbaut und gilt  als Freiburger Sinnbild schlechthin. 365 Stufen führen zum 76 Meter hohen Turm, einer Plattform mit wunderbarer Aussicht. Im Innenleben der Kathedrale fielen sofort die Orgeln auf, die zwischen 1824 und 1834 vom lokalen Orgelbauer Aloys Mooser erbaut wurden und schon früh internationalen Ruf erlangten. Ebenso Eindruck machten die vom polnischen Künstler Jozef Mehoffer geschaffenen Jugendstil-Kirchenfenster. Er arbeitete zwischen 1896 und 1936  sage und schreibe 40 Jahre daran, ehe das Gesamtwerk 1970 vom französischen Maler Alfred Manessier ergänzt wurde. Gegen Ende der Führung machten wir Halt vor der Zähringerbrücke, über die bis 2014 der ganze motorisierte Verkehr abgewickelt wurde. Gleichzeitig thronte in der Ferne die moderne Poja-Brücke, die ab diesem Datum die verkehrsmässige Entlastung brachte. Über zahlreiche Treppenstufen und zwischendurch mit interessanten Erklärungen und einem Blick auf die Gegend, in der früher Eishockey-Geschichte geschrieben wurde (Patinoire des Augustins/Site de Saint-Léonard/ Gottéron) näherten wir uns dem kulinarischen Ziel dieses Halbtagesausfluges. Auf Augenhöhe mit der Saane mussten wir Berner nur noch die „Pont de Berne“ überqueren, um das „Café de l’Ange“ zu erreichen. Dort konnte entweder ein Freiburger-Fondue oder ein Walliser (!)-Teller genossen werden. Die Tischset-Beschriftung des Restaurants brachte es auf den Punkt: „Eifach, aber eifach guet!“. Der Linienbus der Freiburger Verkehrsbetriebe brachte die bestens gelaunte Schar sicher zum Bahnhof zurück. Umfallen im Bus war schlicht nicht möglich, und vielleicht ist während der zehnminütigen Fahrt auch mal das Thema „Platzangst“ akut geworden.

Das „Bonmot“ zum Abschluss..

..dieses tollen Ausfluges lieferte eine Teilnehmerin beim Warten auf den (langen) Zug nach Bern: „War hier auch noch eine Perron-Wanderung vorgesehen?“, fragte sie nach dem Sektor „H“ (!) suchend.


Freiburg als zweisprachige Stadt voller Kontraste, war mehr als eine Reise wert. Den zahlreichen Dankesbezeugungen an die Adresse des Organisators schliesst sich  der Schreibende gerne an. Für die vielen schönen Fotos zeichnet Andreas Lehmann verantwortlich, dem dafür ebenso herzlich gedankt sei.

 
Und zum Schluss noch etwas zur Entstehung des Freiburger Wappens:


Der Hintergrund zur Entstehung des Freiburger Wappens (schwarz/weiss) ist nicht überliefert, es gibt aber folgende Legende dazu: Der Gründer der Stadt verirrte sich im Wald und erhielt in einem Schuppen eines Köhlers ein Nachtlager. Wegen Kälte deckte er sich mit Decken ein. Am Morgen merkte er, dass er sich mit gebrauchten Mehl- und Kohlesäcken zugedeckt hatte……daher oben schwarz und unten weiss!

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